Das Zukunftsquartier Kreuz war eine Initiative aus Bürger*innen und Vereinen, die eine Vision und ein Konzept für ein gemeinschaftliches, inklusives und ökologisches Mehrgenerationswohnen auf der frei werdenden Fläche des Rathaus II- Areals in Bayreuth entwickelt haben. Auslöser war ein städtisches Interessensbekundungsverfahren, das zu Interessenbekundungen über die Nachnutzung des Areals aufgerufen hat. Durch Verzögerungen in der Flächenfreiwerdung und durch fehlende Kooperationsmöglichkeiten zwischen der Stadt Bayreuth und der Bürgerinitiative hat sich die Gruppe verändert und versucht nun auch außerhalb des Areals unter dem Namen „Zukunftsquartiere für Bayreuth“ Teile der Vision umzusetzen. Die weitere Entwicklung des Areals wurde durch einen städtebaulichen Wettbewerb konkretisiert. Im Gewinnerprojekt sind dabei viele Vorschläge aus dem Konzept der Bürgerinitiative eingeflossen. Wann eine Umsetzung auf dem Areal möglich sein wird, ist noch ungewiss.

Gemeinsam für Nachhaltigkeit und ein lebendiges Miteinander. Zukunftsfähigkeit für unsere Projekte, Bayreuth und die Region anstoßen. 

(Vision Zukunftsquartier Kreuz)

Das Interessenbekundungsverfahren

Die Einrichtungen des jetzigen Rathaus II sollen in Zukunft in andere Gebäude verlegt werden. Damit wird eine attraktive Fläche – 1,1 ha, innenstadtnah – frei, für welche die Stadt Bayreuth ein Nachnutzungskonzept entwickelt. Mit einem Interessenbekundungsverfahren stellte die Stadt Bayreuth Kriterien für das zukünftige Areal auf und suchte dafür Anfang 2019 öffentlich Vorschläge zur Umsetzung dieser Kriterien.

Die Vorgabekriterien umfassten folgende Aspekte: Der nördliche Teil der frei werdenden Fläche soll als Wohngebiet, der südliche als “Mehrgenerationen-Quartier” gestaltet werden. Für die zukünftige Nutzung soll ein Miteinander und die Integration von einkommensschwacher Bevölkerung, Menschen mit Behinderung und Menschen mit Migrationshintergrund möglich gemacht werden. Wobei es darum geht, dass diese Gruppen nicht nebeneinander her, sondern in einem Miteinander dort wohnen und leben sollten.

Im November 2019 wurde das Interessenbekundungsverfahren abgeschlossen, allerdings keine Gewinner ausgewählt. Neben dem Konzept der Bürgerinitiative “Zukunftsquartier Kreuz” wurden weitere Beiträge eingereicht, z.B. auch von Seiten der Bayreuth Wohnungsbaugenossenschaften. Zur weiteren Entwicklung hat die Stadt Bayreuth einen städtebaulichen Wettbewerb beschlossen.

Es ist ein Sahnestückchen mitten in der Stadt: Das Areal im Stadtteil Kreuz, auf dem noch Rathaus II und Straßenverkehrsamt residieren, soll ein Wohngebiet werden.

(Artikel „Denkfabrik für neues Wohngebiet im Kreuz“ von Gunter Becker. Nordbayerischer Kurier, 15.02.2019)

Die Bürgerinitiative Zukunftsquartier Kreuz

Foto Workshop klimaneutral solidarisch wohnenUm beim Interessenbekundungsverfahren einen zivilgesellschaftlichen Vorschlag einzubringen, hat sich auch eine Initiative aus Bürgern und Bürgerinnen gegründet, welche in einem breiten Bündnis mit verschiedenen Vereinen, Organisationen und Privatpersonen eine Vision eines ökologischen, generationsübergreifenden, integrativen Zukunftsquartiers entwickelt hat.

Durch die aktive Beteiligung der Stadtbevölkerung an der Stadtentwicklung, wurde so ein Möglichkeitsraum geschaffen, um Freiräume für ökologische, gemeinschaftliche und allgemein alternative Projekte im Vergleich zu Großprojekten externer Investoren aufzuzeigen.

Ideenwerkstatt und weiterer Prozess

Um eine gemeinsame Konzeptvision zu entwickeln gab es eine offene Ideenwerkstatt am 22. und 23. Februar 2019. Mit der Leitfrage „Wie wollen wir wohnen?“ haben sich über 70 Bürgerinnen und Bürger Zeit genommen, sich zu unterschiedlichen Aspekten des gemeinschaftlichen Lebens im Areal auszutauschen. Dabei ging es um Städtebauliches, Wohnungsformen, Gemeinschaftsleben, Finanzen und Rechtsformen, Außengestaltung und Nachhaltigkeit. Hier finden Sie die Ergebnisse der Ideenwerkstatt.

Im Anschluss wurde in wöchentlichen Sitzungen das Konzept weiter ausgefeilt und offene Fragen geklärt. Am 15. April 2019 wurde das fertige Konzept bei der Stadt Bayreuth eingereicht und der lokalen Öffentlichkeit in einer Abendveranstaltung vorgestellt.

Nachdem kein Gewinner aus dem Verfahren des Interessenbekundungsverfahrens ausgewählt wurde, sondern ein städtebaulicher Wettbewerb ausgeschrieben wurde, hat die Initiative möglichst viele Bürger:innen für das Online-Beteiligungsverfahren um die „Neue Mitte Kreuz“ motiviert. Diese Beteiligungen sind in den städtebaulichen Wettbewerb eingeflossen.

Das Team des forum1.5 hat die Initiative bei der Moderation von Veranstaltungen unterstützt und beforscht den Prozess des Verfahrens im Rahmen der Dissertation von Elena Michel.

Die Bebauung reiht sich an einer autofreien Promenade auf, an deren Versprung und Zugangsmöglichkeit zur Kulmbacher Straße die neue Quartiersmitte vorgesehen ist: Hier bündeln sich vielfältige Nutzungsbausteine: Sämtliche Mobilitätsangebote sind hier miteinander verknüpft, ein Café und ein Kinderspielplatz unter alten Bäumen werden Treffpunkte für die neuen Bewohner und die Nachbarn aus den fußläufig gut angebundenen umliegenden Wohngebieten.

(Preisträger planetz Architektenpartnerschaftsgesellschaft mbB, München)

Städtebaulicher Wettbewerb „Neue Mitte Kreuz“

Mit dem Ziel ein beispielhaftes Modellquartier für Mehrgenerationenwohnen zu entwickeln, das die Belange von Ökologie und Nachhaltigkeit berücksichtigt und eine Balance zwischen Dichte und Urbanität und Freiraumqualitäten herstellt, wurde von der Stadt Bayreuth 2021 ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt. Im Vordergrund der Planung sollte dabei die Schaffung von Gemeinschaftsflächen und öffentlichen, sozialen Räumen stehen.

Stadtplanungs- und Architekturbüros entwickelten Konzepte für die Bebauung und Ideen zur Vernetzung dieses Areals. Grundlage des Wettbewerbs war auch eine Online-Bürgerbeteiligung, bei der es Raum für Anregungen und Bedenken bezüglich des Wettbewerbsgebiets gab. Die Beteiligung lief im Zeitraum vom 29. Januar bis zum 21. Februar 2021 und können auf der Seite der Stadt eingesehen werden.

Nach Einreichung der Entwürfe wurde am Freitag, den 5. November 2021, vom Preisgericht in einer nicht öffentlichen Sitzung unter dem Vorsitz von Frau Prof. Ingrid Burgstaller die Preisträger ausgewählt. Dabei wurden alle zur Beurteilung zugelassenen Arbeiten anhand nachfolgender Gesichtspunkte beurteilt:

  • Städtebauliche Einbindung und Angemessenheit
  • Stadträumliche Gestaltung und Aufenthaltsqualität
  • Soziokulturelle und funktionale Qualität
  • Stadtklimatische Funktion und Nachhaltigkeit
  • Realisierbarkeit und Wirtschaftlichkeit

Der erste Preis ging dabei an die planetz Architektenpartnerschaftsgesellschaft mbB aus München. Die Einreichungen können online auf der Seite der Stadt Bayreuth eingesehen werden.